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Erinnerungen an den historischen Steinkohlenbergbau
im Gesamtbergamt Obernkirchen-Barsinghausen.
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Sogenannte "Schaumburger Diamanten" .
Ein silifizierter Riß im Kohlenflöz 3 zeigt einen Quarzrasen mit wasserklaren, gelblichen Kristallen.
(Eigenfund 1953 Georgschacht).
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Allgemeines.
Bei Aufräumarbeiten fand ich diese 63
Jahre alten Beschäftigungszeugnisse: |
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Rückbetrachtung.
Nach der Schließung des Gesamtbergbaues
Obernkirchen-Barsinghausen
vor einem halben Jahrhundert (1960) sind nur
noch wenige Zeitzeugen am Leben,
die über diese harte Arbeitswelt aus eigenem
Erleben berichten können.
Es ist heute kaum zu vermitteln was nach dem
Ende des zweiten Weltkrieges den Bergleuten
in diesem Bergbaugebiet und seinem sogenannten
Notbergbau abverlangt wurde.
Der Kohleabbau in niedrigen Flözen mit
einer Höhe von maximal 48 Zentimetern
war härteste körperliche Arbeit bis
an den Rand der totalen Erschöpfung.
Bei Bitumengestank, Dreck, Lärm, Hitze
und Nässe wurde im
Liegen die Kohle
mit dem Preßlufthammer aus dem Flöz
gebrochen und auf eine Stahlrutsche geschaufelt.
Am Ende der 7stündigen Schicht musste das
Fördermittel Rutsche näher an die
Strebfront
herangezogen und der entstandenen Flöz-Hohlraum
mit Holzstempeln und Bohlen verbaut werden.
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Abbildung zeigt den Hauer
beim Setzen des Stempel (Prempel), der eine nach
rechts hängende Bohle(Spaler) gegen
das Hangende presst. Vor seinen Füssen liegt
der zweite Stempel der noch an das andere Ende
der Bohle gesetzt werden muß. |
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Nach der Ausfahrt: " Die Zigarette danach"
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Exkurs zur Geschichte
des Steinkohlenbergbaues im
Gesamtbergamt Obernkirchen-Barsinghausen.
Allgemeines.
Der Anteil der Steinkohlengewinnung in diesem Gebiet betrug nur 0,2% der westdeutschen Steinkohlenförderung.
Trotzdem hatte sie eine grosse regionale Bedeutung. Sie lebte vom Frachtvorsprung und bediente den
niedersächsischen Raum.
Abgebaut wurde die Wealdenkohle aus der ältesten Stufe der Unteren Kreide,
dem 145 bis 139,3 Millionen Jahre alten
Berriasium.
Die Qualität der Wealdenkohle umfasste hier Braunkohle-,Magerkohle- bis Anthrazitkohlestadium.
Von den 5 Flözen wurde nur das Flöz 3 (Hauptflöz) von 48 cm Mächtigkeit abgebaut,
die anderen waren mit 20 cm Mächtigkeit nicht abbauwürdig.
Legende.
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Als ältester Beleg der Kohlengewinnung
in diesem Gebiet gilt eine Rechnung der
Propstei Obernkirchen aus dem Jahr 1498
über eine Steinkohlenlieferung.
Die gräfliche Güterverwaltung
(Rentkammer) der regierenden Grafen ANTON
und JOHANN
erteilte nachweislich 1520 die Erlaubnis
"Kuhlen zu schlagen" an reiche
Stadthagener-Bürger.
Von der gewonnene Kohle mußte ein
bestimmter Teil an die Rentkammer abgeliefert
werden.
1522 wurden die privaten Unternehmungen
verstaatlicht, die Kohlengruben zusammengefaßt
und mit ihren Betrieb sogenannte "Kohlevogte"
beauftragt.
Erst ab 1560 entwickelte sich die
für den Bergbau typische hierarchische
Verwaltungsstruktur. |
Die Obernkirchner Steinkohle wurde historisch
für Schmiedearbeiten und zum Bierbrauen,
Salzsieden und Kalkbrennen verwendet.
Zum Heizen wurde bis zum 19.Jahrhundert
nur Holz und Torf genutzt.
Bald gewann die Kohle auch außerhalb
der Region an Bedeutung und wurde zum
wichtigsten Ausfuhrgut der Grafschaft Schaumburg.
1536 wurde die erste Kohle auf der
Weser nach Bremen an die Schmiedegilde verfrachtet.
Lieferungen erfolgten danach auch nach Hildesheim,
Bodenwerder, Hannover und Horn -
später auch nach Braunschweig, Osnabrück,
Kassel und Halberstadt.
Im 30.jährigen Krieg stockte die Kohleausfuhr
zeitweilig.
1601 bis
1622 soll die jährliche Kohlegewinnung
mit 300 Bergleuten 30.000 Fuder betragen
haben.
1640, nach dem Tod des Grafen OTTO
V, des Letzten der Linie Holstein-Schaumburg
begann ein
Erbstreit der erst 1648 beigelegt
wurde. Die Grafschaft Schaumburg wurde danach
zweigeteilt,
die Kohlengruben blieben im gemeinsamen
Besitz unter der Verwaltung beider Landesherren.
Seit jener Zeit wird vom "Sambt-
Kohlenbergwerken" gesprochen. |
1825
förderten 500 Bergleute 44.000 Tonnen
Kohle.
1841 wurden alle Bergwerke als "Schaumburger
Gesamtsteinkohlenbergwerke" zusammengefaßt
und in folgende Reviere unterteilt:
1. Altes Obernkirchener Revier,
2. Neues Obernkirchener Revier,
3. Südhorster Revier,
4. Sülbecker Revier,
5. Stadthäger Revier,
6. Soldorfer Revier,
7. Schierborner Revier;
8. I. bis III. Tiefbaurevier. |
1857
förderte eine Belegschaft von 1.300
Mann 133.250 Tonnen Kohle
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1866 änderten sich die
Besitzverhältnisse abermals,
nun war PREUSSEN zu 3/6, das Land
Schaumburg-Lippe zu 2/6 und der Fürst
ADOLF zu Schaumburg-Lippe zu 1/6 am
Gesamtbergamt
Obernkirchen beteiligt.
1925 verkauft der Fürst
seinen Anteil an den Preussischen
Staat. Die verbleibenden 2 Eigentümer
gründeten nun die Obernkirchener
Gesamtbergamt GmbH.
1940 schied der Freistaat Schaumburg-Lippe
aus dem Unternehmen aus, damit kontrollierte
PREUSSEN mit seiner "Preußischen
Bergwerks-und Hütten AG"
(spätere Preußag) das gesamte
Bergbaugebiet. Man vereinigte die
Steinkohlenbergwerke Obernkirchen
und Barsinghausen und
benannte ihn "Gesamtbergamt
Obernkirchen-Barsinghausen".
1941 wurde seine Verwaltung
nach Barsinghausen verlegt. |
Bis zur Stillegung
1960/61 betrug die durchschnittliche
Kohleförderung 400.000 Tonnen
pro Jahr
mit einer Belegschaftsstärke
von 2.900 Mann.
(Ohne die Extra-Fördermengen
des Notbergbaues nach 1945).
In den letzten
Jahren vor der Stillegung wurden jährlich
255.000 Tonnen Kohle verkokst.
An Nebenprodukten fielen Teer, Ammoniumsulfat
und Motorenbenzol an.
Der Koks wurde an Hüttenwerke,
Gießereien, Zuckerfabriken,
Zementfabriken und zu
Heizzwecken an Haushalte geliefert.
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Exkurs zum Notbergbau. |
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Aus dem Kohlemangel nach dem 2.Weltkrieg
entstand ein regionaler Notbergbau,
der bis zur Währungsreform,
teilweise auch danach zusätzlich
die Kohle in Kleinbetrieben abbaute.
Es wurden aschereiche Kohlen abgebaut
die man früher als nicht abbauwürdig
unverritzt gelassen
hatte. Aber auch stehengebliebene
Pfeiler wurden hereingewonnen.
Typische Notbetriebe,
die den Absatz ihrer Kohle selbst
handhabten, förderten jährlich
mit
Belegschaften von bis 39 Mann bis
zu 4.500 Tonnen Kohle. |
Gründe für
die Aufgabe des jahrhundertealten
Steinkohlebergbau-Gebietes. |
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Der Anteil der Wealdenkohle an der
westdeutschen Steinkohleförderung
betrug 1960 nur 0,2% -
ihre Bedeutung lag durch den Frachtvorteil
nur auf regionaler Ebene.
Auf dem Energiemarkt wuchsen Ende
der fünfziger Jahre die Anteile
von Erdöl und Erdgas und
verdrängten die Kohle. Die
Industrie aber auch private Verbraucher
stellten auf Erdöl und Erdgas
um.
Die Bundesbahn elektrifizierte ihr
Streckennetz und fiel damit als
Kohle-Großverbraucher aus.
Mit dem Niedergang des deutschen
Erzbergbaues und seiner Erzverhüttung
vergrösserte sich
der Verbrauchs-Ausfall.
Die Qualität der regionalen
Kohle verschlechterte sich. Bis
dahin war Obernkirchener Koks gefragt,
weil sein Aschegehalt niedrig war.
Die hohe Qualität und die Menge
konnten nur gehalten werden,
wenn die schlechtere aschereichere
Kohle des Ostfeldes mit der besseren
Kokskohle des
Westfeldes verschnitten wurde. Die
Situation des 2. Weltkrieges verzögerte
den erweiterten
Aufschluß des Ostfeldes -
das Westfeld war fast ausgebeutet.
Aus Mangel an qualitativ guter Kohle
musste die Kokerei 1960 schliessen.
Die aschereichere Kohle konnte nur
noch als Kesselkohle verwendet werden.
Schon seit 1937 machte die
"Gesamtbergamt Obernkirchen
GmbH" Verluste, in den Jahren
des
zweiten Weltkrieges betrugen sie
jährlich bis zu 2 Millionen
Reichsmark.
Die erforderlichen neuen Schächte
Lüdersfeld und Auhagen kosteten
90 Millionen DM.
Aus diesen Gründen entschloß
sich die Preußag AG
den Bergbau im Gesamtbergamt
Obernkirchen-Barsinghausen
1960 stillzulegen und wirtschaftliche
Interessen ganz auf das wertvollere
Karbonkohlevorkommen in Ibbenbüren
zu legen.
Für Jahrzehnte
war das Steinkohlebergwerk
"Georgschacht"
(hier ein Foto von 1952)
das Symbol für den
Bergbau der Region.
Der 251,3 Meter tiefe
Schacht I wurde 1902 in
Betrieb genommen, 1928
kam der 372 Meter tiefe
Schacht II dazu.
Kohlenwäsche, Kokerei,
Werkstätten und Nebenbetriebe
entstanden schon 1902. |
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